Judith Kohlenberger

Analoge Politiker im digitalen Netzwerk

Judith Kohlenberger ist Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Universität Wien. Sie beschäftigt sich insbesondere mit zeitgenössischer amerikanischer Literatur und Film sowie allgemeiner Kulturtheorie.

Judith schreibt seit 2008 Shortstorys, Essays und Kurzprosa. In ihren Texten befasst sie sich neben feministischen Themen vor allem mit der Morbidität des heutigen Lebens und den absurden Momenten der Postmoderne. 2008 belegte sie den 3.Platz beim BEWAG- Literaturwettbewerb.

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Unsere Gesellschaft ist mittlerweile im digitalen Zeitalter angekommen. Wir verbringen einen Großteil unserer Zeit im Internet – jeder Bereich unseres gesellschaftlichen Lebens, sei es Einkaufen, Gespräche mit Freunden, Urlaubsplanung, Dating, Bankgeschäfte, etc. wird über die digitale Welt koordiniert und erlebt.

Umso mehr wir mit Informationen überflutet werden, desto mehr steigt auch unser Interesse für weltbewegende oder auch regionale Ereignisse, und damit auch unsere Beteiligung daran. Das Netz als ein freies und unabhängiges Medium ermöglicht somit Demokratie und Partizipation auf eine neue Art und Weise.

Politiker im Netz

Es war also nur eine Frage der Zeit bis auch unsere PolitikerInnen das Internet als ihre Plattform nutzen um politischen Inhalte zu verbreiten in der Hoffnung, durch diese Online-Präsenz eine noch größere und jüngere Bevölkerungsschicht zu erreichen.

In der Praxis sieht das dann zum Beispiel so aus, dass unser Präsident Heinz Fischer oder auch Bundeskanzler Werner Faymann sich Facebook- oder Twitter Accounts zulegen und damit versuchen zugänglicher, verständlicher und möglicherweise auch „cooler“ zu wirken.

Politische Inhalte können schnell online gestellt werden und schnell aktualisiert werden. Informationen über politische Veranstaltungen oder der Standpunkt einer einzelnen Partei zu einem bestimmten Thema können via sogenannter „AdWords“ in Suchmaschinen gefunden werden.

Online-Aktivismus

Das Kommentieren von Beiträgen und das Diskutieren in Onlineforen kann eine gute Möglichkeit sein, sich mit Themen auseinander zu setzen, zu denen man sich in der Öffentlichkeit schwieriger äußern kann.

In der österreichischen Gesellschaft gibt es bereits solche Online-Aktivitäten, man weiß aber noch nicht so Recht wie man sie einordnen soll und was sie für eine Rolle im politischem System Österreichs spielen. Natürlich wird das Internet vermehrt als Wahlkampfhelfer benutzt, und trotzdem bedeutet ein „gefällt mir“ noch lange kein Kreuzerl im Wahllokal.

Netz-Präsenz kann auch eine Möglichkeit für PolitikerInnen bieten, ihre Politik für uns Bürger leichter zugänglich und damit transparenter zu machen. Angesichts der großen Beteiligung in Onlineforen wirft sich die Frage auf, in wie fern unsere Reaktionen im Netz das politische Meinungsbild beeinflussen oder sogar verändern können?!?

Einen Wahlkampf, wie beispielsweise US-Präsident Barack Obama ihn durch das WWW zelebriert hat, kann man so in Österreich aber nicht durchführen. Zu unterschiedlich sind die Mentalitäten und letztlich auch politischen Strukturen. Trotzdem scheint das Internet ein Wahlkampffeld der Zukunft zu sein, welches für junge Leute einen Erstkontakt zu Politik darstellt.

Talking ´bout my….. iGeneration

Vor dem Hintergrund, dass unsere Generation den Großteil ihres Lebens online organisiert, entsteht eine neue Coolness, dessen Zentrum es ist, immer „up-to-date“ und wahrgenommen, also im End-Effekt engagiert zu sein.

Trotzdem sinkt im Gegensatz aber unser Interesse an Politik allgemein. Wir beobachten also zum einem eine aktive Bewegung gegen Menschenrechtseinschränkungen und für Demokratie, zum anderen ist immer wieder von Politikverdrossenheit, Desinteresse und Ablehnung der Politik gegenüber die Rede.

Das Internet kann hier durchaus als helfender Vermittler genutzt werden. Der Großteil der 18-29jährigen würde einem Politiker am ehesten durch das Internet seine Ansichten darbieten oder seinem Ärger Raum schaffen.

Dadurch entsteht ein öffentlicher politischer Diskurs, an dem jeder teilhaben kann.

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